Tobias Kopp wurde 2022 an der KIT-Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) promoviert. Im Wissenschaftsverlag des KIT ist soeben seine Publikation “Vertrauen in Roboter und dessen Beeinflussbarkeit durch sprachliches Framing: Eine empirische Untersuchung der Interaktion mit Cobots am Arbeitsplatz” erschienen. Im KSP Portrait erfahren Sie Näheres über Autor und Werk.
Weitere biographische Informationen und Kontaktdaten finden Sie am Ende dieses Beitrags.
1. Soeben ist Ihre Veröffentlichung “Vertrauen in Roboter und dessen Beeinflussbarkeit durch sprachliches Framing: Eine empirische Untersuchung der Interaktion mit Cobots am Arbeitsplatz” erschienen. Wie würden Sie den Inhalt in drei, vier Sätzen zusammenfassen?
Im Wesentlichen beschäftigt sich die interdisziplinäre Veröffentlichung mit dem Mensch-Technik-Vertrauen (und -Misstrauen) im Arbeitsplatzkontext und mit den Auswirkungen des sprachlichen Framings einer Technologie auf die Vertrauensbildung. Die Untersuchung bezieht sich konkret auf moderne kollaborationsfähige Roboter (sog. Cobots) für die industrielle Produktion. Anthropomorphe Wahrnehmungen und Ängste vor technologischer Ersetzung auf Seiten der Mitarbeitenden wirken sich auf die Vertrauensbildung aus und lassen sich durch sprachliches Framing beeinflussen. Die Wirkkraft des Framings hängt dabei vom Verwendungskontext und spezifischen Charakteristika der beteiligten Personen ab, wie z.B. deren existente mentale Modelle von Robotern.
2. Was war Ihre Motivation dieses Buch zu schreiben, wie kamen Sie zu diesem Thema?
Die Idee entstand im Rahmen einer Projektakquise, nachdem wir festgestellt hatten, dass kollaborierende Roboter gerade bei kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland nur wenig eingesetzt werden. Daraus entwickelte sich das Vorhaben, die Gründe für diese Zurückhaltung näher zu untersuchen und dabei gezielt menschzentrierte Faktoren in den Blick zu nehmen. Der Fokus auf Vertrauen und sprachliches Framing gliederte sich dabei hervorragend in mein bisheriges Forschungsprofil und meine persönlichen Interessen ein. Besonders motivierend empfand ich dabei die Verbindung aus einer realweltlichen Herausforderung und anwendungsnahen Erkenntnislücke mit der Möglichkeit einer interdisziplinären und empirischen Untersuchung.
3. Wie lange hat es gedauert von der Idee bis zum fertigen Manuskript?
4,5 Jahre (ab der ersten Idee gerechnet).
4. Stichwort „Manuskript“: Schreiben Sie an einem PC, Notebook, Tablet oder mit dem Stift?
Immer am PC.
5. Gibt es bestimmte Werkzeuge, Services oder Techniken, die Sie beim Schreiben als besonders hilfreich empfinden?
Eine gute Software zur Literaturverwaltung und zum Wissensmanagement (in meinem Fall Citavi), eine ansprechende und funktionale Formatvorlage für das Manuskript und eine ergonomische Tastatur.
6. Was bereitet Ihnen beim Schreiben die größte Freude und was nervt Sie dabei am meisten?
Mich erfreut das feinsinnige Spiel mit der Sprache und die Möglichkeit der Weiterentwicklung, Präzisierung und Konservierung von Gedanken während des Schreibprozesses. Es ist erbauend zu sehen, wie sich einzelne bruchstückhafte Gedankeninhalte zu einem kohärenten Schriftstück und zu präzisen Argumentationen zusammenfügen.
Gleichzeitig stört mich am Schreibprozess, dass es sich um eine sehr stille und dadurch bisweilen monotone Tätigkeit handelt. Leider sieht man dem fertigen Schriftstück die unzähligen Überarbeitungsschleifen und die damit verbundene Arbeit oft nicht direkt an. Das Konsumieren des Inhalts erfordert weitaus weniger Zeit als dessen Verschriftlichung.
7. Wie entspannen Sie während des Schreibprozesses? Was tun Sie um abzuschalten, um sich zu erholen?
Während des Schreibprozesses ist es mir wichtig, möglichst viel Abwechslung und kurze Erholungsphasen zu schaffen, indem ich den Arbeitsort verlagere (z.B. auf den Balkon), etwas Bewegung integriere, kurz anderen Tätigkeiten nachgehe (z.B. am Dartboard) und verschiedene Snacks in der Nähe habe.
Zur Erholung danach ist für mich ein Perspektivwechsel unabdingbar, am besten im Freien, um bei Bewegung, Sport oder einem guten Gespräch auf andere Gedanken zu kommen und um mir gewahr zu werden, wie viele Erlebnismöglichkeiten und Glücksquellen das Leben außerhalb der eigenen Gedankenwelt bietet.
8. Wenn Sie es sich wünschen dürften: Welchen Bestseller der Wissenschafts- oder Literaturgeschichte hätten Sie gerne selbst geschrieben?
“Siddhartha” von Hermann Hesse und “Die Fähigkeit zu lieben” von Fritz Riemann, zwei auf ganz unterschiedliche Art und Weise inspirierende, zugängliche und tiefsinnige Werke.
9. Wenn Sie drei andere, aktuelle Veröffentlichungen zu Ihrem Fachgebiet empfehlen dürften, welche drei wären das?
Das kommt ganz darauf an, aus welcher Perspektive man sich dieses interdisziplinären Feldes annehmen will. Ich habe mich für diese drei empirischen und aktuellen Veröffentlichungen entschieden:
- Nam, C. S. & Lyons, J. B. (Eds.). (2021). Trust in Human-Robot Interaction: Elsevier Academic Press.
- Hoff, K. A. & Bashir, M. (2015). Trust in automation: integrating empirical evidence on factors that influence trust. Human Factors, 57(3), 407–434. https://doi.org/10.1177/0018720814547570
- Granulo, A., Fuchs, C. & Puntoni, S. (2019). Psychological reactions to human versus robotic job replacement. Nature Human Behaviour, 3(10), 1062–1069. https://doi.org/10.1038/s41562-019-0670-y
Gewiss gibt es noch eine Fülle an einschlägigen älteren Publikationen, die ebenfalls sehr zu empfehlen sind.
10. Sie haben Ihr Buch im „KIT Scientific Publishing“, dem Wissenschaftsverlag des KIT, veröffentlicht. Warum haben Sie sich für diesen Verlag entschieden?
Für meine Dissertation am KIT war es naheliegend, KIT Scientific Publishing als Verlag zu wählen, zumal mir der “Hausverlag” von einigen Personen empfohlen wurde. Ich habe meine Entscheidung nicht bereut.
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